Aus dem BM Ausgabe 05/2017
In der Teamwerkstatt Ruzicka ist seit einem Jahr ein 5-Achs-CNC-Bearbeitungszentrum im Einsatz. Und obwohl das echtes Neuland für die Holzgerlinger Schreinerei war, geht heute ohne die CNC fast nichts mehr. Der durchgängige Weg auf die Maschine führt über die CAD-Konstruktion mit Imos-Software.
Aller Anfang ist schwer – doch am Ende wird alles gut. So in etwa lässt sich der nicht ganz stolperfreie Weg der Teamwerkstatt Ruzicka in Richtung 3D-CAD beschreiben. Die Schreinerei, gegründet 1994 von Markus Ruzicka und seinem Vater Johann, hat diese Hürde beim ersten Anlauf im Jahr 2000 nicht geschafft. Zu viel Tagesgeschäft, den Fokus ohnehin stark auf den Bereich Bauschreinerei gerichtet und zu wenig Zeit, sich intensiv mit der Materie Möbel-CAD auseinanderzusetzen. Dazu das subjektive Gefühl, alles sei viel zu kompliziert.
Markus Ruzicka kaufte damals eine Imos-Lizenz, die aus den genannten Gründen aber nie wirklich eingesetzt wurde. Es ging ihm also ganz genauso, wie es sehr vielen Kollegen geht – und zwar vollkommen unabhängig vom CAD-System. So eine Einführung ist alles andere als trivial und erfordert immer einen erheblichen Aufwand. Das sollte sich einige Jahre später allerdings ändern: 2007 hat das Unternehmen einen neuen Anlauf genommen und ist mit intensiver Unterstützung des Herforder Softwarehauses neu und auch erfolgreich durch - gestartet. Drei Lizenzen sind heute im Einsatz. Neben Schreinermeister und Holztechniker Rüdiger Kleinau, der sozusagen Herr über die Arbeitsvorbereitung ist, zeichnet und konstruiert auch Markus Ruzicka (51) inzwischen seit einigen Jahren fleißig mit dem Imos-3D-CAD.
Weichen für die Zukunft gestellt
2016 war in mehrfacher Hinsicht ein echter Meilenstein in der Firmengeschichte. Die Schreinerei zog in neue Räumlichkeiten nach Holzgerlingen. Ein echte Herausforderung war es dabei, die Werkstatt auf zwei Stockwerken so zu organisieren, dass Workflow und Materialfluss reibungslos funktionieren. Das haben Markus Ruzicka, der seit einigen Jahren auch Obermeister der Schreinerinnung Böblingen ist, und sein inzwischen zwölfköpfiges Team bestens hinbekommen.
Dort werden Möbel und Innenausbauten, Treppen, Haustüren, aber auch im größeren Stil Glasanlagen und andere Spezialitäten geplant und hergestellt. Die Schreinerei furniert auch sehr viel und verfügt über einen Spritzbereich, in dem überaus hochwertige Oberflächen entstehen. Produziert wird auf soliden und guten Standardmaschinen und an ergonomisch gestalteten Arbeitsplätzen.
Erfolgreich Neuland betreten
Im Mai letzten Jahres erhielt der Maschinenpark dann einen leistungsstarken und flexiblen Neuzugang – ein 5-Achs-Bearbeitungszentrum BMG 311 von Homag. „Bis dahin hatte nie jemand aus unserem Team irgendwas mit CNC-Technologie zu tun“, erinnert sich Markus Ruzicka. „Und heute ist die Maschine der Dreh- und Angelpunkt in seiner Werkstatt.“
CAD-Knowhow beflügelt CNC-Einstieg
Wie gut also, dass das Team in den vergangenen Jahren umfangreiche Erfahrungen mit Imos gemacht hat und das CAD inzwischen zur flexiblen Universalwaffe in der Arbeitsvorbereitung geworden ist. Dies gilt interessanterweise keineswegs nur für den Bereich der Möbelkonstruktion: Rüdiger Kleinau hat beispielsweise auch diverse parametrische Datenmodelle für Haustüren angelegt, die dadurch sehr flexibel und maßvariabel geplant und produziert werden können. „Eine sehr interessante Marktlücke, in der wir erfolgreich beim Kunden punkten“, kommentiert Markus Ruzicka. Mit Anschaffung der Homag hat die Schreinerei auch gleich die Maschinenanbindung bei Imos geordert. Damit ist für nahtlose Durchgängigkeit von der Konstruktion bis hin zur CNC-Bearbeitung gesorgt.
Konstruktion wird Maschinenprogramm
Im Bereich der Standardmöbel und -teile gibt Imos maschinenfertige CNC-Programme aus, die keinerlei Nachbearbeitung an der Maschinensteuerung bedürfen. Das bedeutet: Die Teiledaten werden im Firmennetzwerk abgelegt und beim Scan des Barcode-Etiketts an der CNC dann die Bearbeitung automatisch aufgerufen. Das Positionieren der Konsolen und Spanner gestaltet sich für den Bediener einfach, denn die Maschine zeigt per LED exakt an, wo genau diese sitzen müssen. Ruzicka ordert regelmäßig auch beim Möbelfertigteile-Spezialisten Horatec. Eine Schnittstelle ermöglicht es ihm, die Daten aus Imos direkt an Horatec zu übertragen.
Sehr aktiv in Sachen Nachwuchswerbung
Markus Ruzicka setzt sich stark in der Nachwuchswerbung ein. So nimmt er aktiv an Ausbildungsbörsen teil und geht in Schulen, um für den Schreinerberuf zu werben. „Natürlich bilden wir auch aus“, so Markus Ruzicka. „Jedes Jahr beginnt ein junger Mensch bei uns seine Schreiner karriere. Und wer gut und engagiert ist und Spaß an unserem tollen Handwerk hat, den übernehmen wir selbstverständlich auch.“ Wichtig ist ihm aber auch, dass künftige Auszubildende sich immer vorab ein Bild davon verschaffen, ob der Beruf ihnen auch liegt. „Und das geht nur in echter Werkstattluft. Deswegen ist ein Praktikum vor der Lehre bei uns ein absolutes Muss, damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht.“